Gedicht-Publikation in Lyrik-Sammelband „Ausgewählte Werke XXI“

Foto: Sandra Nauheimer

Ein bedeutsamer Tag für mich: Mein Gedicht „Kinder von Krieg“ ist unter mehreren tausend Einsendungen bei dem diesjährigen Gedichtwettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte ausgewählt worden und wird in dem kommenden aufwendig konzipierten Lyrik-Sammelband „Ausgewählte Werke XXI“ publiziert.

„Eine Auswahl anerkennungswerter AutorInnen.“

Ich danke Roman Belzner (Chefredakteur) und der Jury von Herzen für diese Wertschätzung. Es ist ein besonderes Gefühl, dass meine Zeilen für die Nachwelt in solch einer Veröffentlichung ihren Platz gefunden haben!

Das Thema, welches vorgegeben wurde, war „Kindheit“. Ich überlegte kurz und ließ die Worte einfach kommen. Herausgekommen sind Strophen, die sich mit der Nachkriegszeit auseinandersetzten. Meine Eltern sind beides Kinder derer, die den 2. Weltkrieg noch miterlebten. Und bis zum heutigen Tag zeigt sich die Notwendigkeit einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Manchmal erzählen verdichtete Worte zwischen Zeilen ein ganzes Universum dieses Prozesses. Intensiv und heilend war der Sinn dessen, was ich schrieb:

Kinder von Krieg

Melancholisch ist der Ton.
Er wandert übers ganze Land
und mit der Zeit bedeckt das Gras die alten Wunden.
Auf den Hügeln, wo einst Eisen gegen Eisen sprach,
tanzt nun der Wind.
Auch Häuser wurden dort gebaut.
Familie, die zerrissen war, zerstört oder geflohen,
sehnt sich nach Heilung – ja –
und etwas von ihr blieb:
Das neue Kind.
Noch frei von Schuld und Mächten, geboren in der Welt nach Krieg.
Welch Kindheit darf es haben und ist der alte Schmerz besiegt?
Die Eltern geben, was sie können oder wissen,
sie lieben, wie sie es gelernt –
manches gut und manches schwer.
Das Kind fühlt und lebt, erfährt
und darf mit Kraft und neuem Denken
all den Frieden nun beehr’n.

Lorris Andre Blazejewski (2018)

 

LIEBE – ein Gedicht

Liebe ist groß
und zeigt bisweilen
ihre Kraft im Kleinen
und hat Talent
dort zu verweilen,
wo man sie noch nicht geahnt.

Doch existiert kein Ort,
wo sie nicht ist
oder zu finden wäre,
sucht man nur der Länge nach.

Man wirft ihr manchmal Schwäche vor –
sie sei zu fein und zu naiv,
doch wer sie kennt, weiß,
wieviel Geduld und Entscheidung in ihr stecken mag.

Wenn sie fort ist,
ist es wahrlich schwer
und einsam…
denn wonach soll’n wir uns nun richten?

Es gibt Menschen den‘ sie fehlt,
die zu wenig von ihr haben,
wenngleich ein jeder sie doch in sich trägt,
um Leben neu zu wagen.

Manche haben sie verlor’n
oder noch nie gefunden,
geprägt von Angst, Macht
und bisweilen Zorn, der sie entstellt.

Aber ist es nicht dann Pflicht
sie zu verteilen und zu verbreiten,
damit sie wirkt und Wunder dort vollbringt,
wo sie so lang dem Schatten wich?

Zeit, sie frei dort zu verschenken,
wo sie im Innersten gebraucht.
Beginnend in dem Denken,
tief in die weite Welt hinaus.

Es tut so gut sie dort zu wissen,
denn verbindend ist ihr Geist
und lösend diese Grenze
welche unser Selbst geteilt.

Lasst sie uns leben
und vergeben
und erleben, was zu lieben heißt.

Lasst drüber reden
und ihrem Wesen nach
nun danach streben,
dass es jeder weiß.


Lorris Andre Blazejewski, Dienstag, 6. Dezember 2016
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